Am Heidjöchl: Was nicht gezeigt wurde
Bei einer „Dialogveranstaltung“ informierte die Stadt Wien die Bevölkerung über den aktuellen Planungsstand des neuen Stadtentwicklungsgebietes „Am Heidjöchl“. Wir haben uns diese Informationen und die Planungen aus dem Strategieplan der Stadt Wien genauer angesehen und einander gegenübergestellt. Fazit: Wesentliche Punkte aus dem Strategieplan wurden nicht kommuniziert und die Bürger:innen damit im Unklaren über das Ausmaß der Planung gelassen.
Stadtentwicklungsgebiet „Am Heidjöchl“
Das Heidjöchl wird auf 35 Hektar Fläche mit rund 11.000 Menschen deutlich dichter verbaut sein als der erste Teil der Seestadt (50 Hektar mit rund 7.500 Menschen).
- Das Strategiepapier der Stadt Wien zum Heidjöchl kann hier abgerufen werden: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/h000030i.pdf
- Die Information der Stadt Wien anlässlich der Dialogveranstaltung findest du hier:
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/pdf/am-heidjoechl-dialogausstellung2023.pdf
In der Broschüre der Dialogveranstaltung wird von „Leitzielen“ wie „Leben mit der Natur“ und „Ökologische Mobilität“ gesprochen.
Leben mit der Natur?
Das steht in der Broschüre
Die Stadt Wien stellt sich einen Stadtteil vor, bei dem „die Vielfalt der Natur im Mittelpunkt der Planungen steht.“ „Großzügige Grün- und Freiflächen sollen sicherstellen, dass ausreichend Raum für die Bewohner*innen sowie Tiere und Pflanzen vorhanden sind“ und bei dem „Biotope […] miteinander in Verbindung stehen und so ein ökologisches Geflecht rund um die Gebäude bilden.“
Das steht im Strategieplan
Im Vergleich zur Seestadt ist die geplante Baudichte doppelt so hoch. Der Strategieplan sieht nur im Süden und Osten Grünzüge vor. Wer den verfügbaren Grünraum in der Seestadt kennt, kann sich vorstellen, wie dieses „Leben mit der Natur“ aussehen wird. In der Vergangenheit wurde oft mehr asphaltiert als zunächst angekündigt und teilweise hinterher um viel Geld wieder zurückgebaut. Diese Befürchtung besteht auch hier.
Ökologische Mobilität?
Das steht in der Broschüre
Es wird suggeriert, dass eine Ökologische Mobilität „der Schlüssel für ein klimagerechtes Leben“ in diesem Stadtteil sein soll. So sollen „zwei Straßenbahnstationen und zwei U-Bahnstationen in der direkten Umgebung“ verfügbar sein und „zusätzlich die S80 […] in 18 Minuten den Wiener Hauptbahnhof anbinden“. Außerdem soll „ein umfangreiches Rad- und Fußwegenetz das Angebot […] weiter ergänzen.“
Das steht im Strategieplan
„Die vierspurige Stadtstraße“ wird „nördlich der U-Bahntrasse im Abschnitt des Heidjöchls verlaufen“ und soll „über die Anschlussstelle Heidjöchl“ das Gebiet „an das hochrangige Verkehrsband anbinden“. Zusätzlich wird „um das gesamte Quartier an das Straßennetz anzubinden und gleichzeitig die Hausfeldstraße nicht zu belasten, […] ein Erschließungskorridor diagonal von der Anschlussstelle Heidjöchl bis zur Lackenjöchlgasse verlaufen und erst nach der Engstelle der Hausfeldstraße in diese münden“. „Diese zweispurige Fahrbahn bildet damit das zentrale Rückgrat des Entwicklungsgebietes, dass möglichst viele Ziel- und Quellverkehre bündelt.“ Ein Stadtteil der mit dem Versprechen „ökologischer Mobilität“ verkauft wird schaut für uns anders aus.

ohne geplante Straßen

mit geplanten Straßen (in Blau)
Quelle: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/h000030i.pdf
Widerstand vorprogrammiert
Bei der Dialogveranstaltung wurde kritisiert, dass nicht alle Bewohner:innen im Umkreis des Stadtentwicklungsgebiets eine Einladung zur Dialogveranstaltung erhalten hatten. Außerdem wurde deutlich, dass sich viele Bürger:innen vorab informiert hatten und den Strategieplan kennen. Dementsprechend groß war vor Ort der Unmut über die geplante Querverbindungs-Straße und Auffahrt im Gebiet. Die Bürger:innen wünschten sich stattdessen bessere öffentliche Verkehrsmittel. Was antworteten die Zuständigen vor Ort? Der Strategieplan im Internet sei lediglich eine grobe Planung und die Straße bzw. deren Ausmaße noch nicht fix. Das ist der falsche Weg, um mündige Bürger:innen für ein Projekt zu gewinnen. Der Widerstand gegen ein weiteres durch Autolärm und Abgase belastetes Wohngebiet in der Donaustadt ist vorprogrammiert.
Podcast zum Projekt „Am Heidjöchl“
Wir besprechen die Dialogveranstaltung und das Projekt am Heidjöchl in der fünften Episode unseres Podcasts
Wir bleiben jedenfalls an dem Thema dran und werden euch über weitere Entwicklungen auf dem Laufenden halten.