Kein Aufatmen für die Untere Lobau

Die Obere Lobau bekommt mittlerweile mehr Wasser, während die Untere Lobau weiterhin verdurstet.

Ausgetrocknete Lobaulandschaft, feuchte Erde umrandet von Sträuchern und Bäumen
Die Untere Lobau verlandet
Bild von Johann Wieland

​Freude bei allen Anrainer:innen und Besucher:innen. Endlich fließt wieder Wasser vom Mühlwasser bis nach Groß-Enzersdorf! Seit März plätschert es wieder in vorher trockenen Rinnsalen! Nach langwierigen Bemühungen und hartnäckigen Forderungen verschiedener NGOs und engagierter Donaustädter Bezirksrät*innen hat die MA 45 im Bereich der Saltenstraße Baggerarbeiten vorgenommen. Das Abtragen von Material in der Höhe von nur 8 cm hat genügt, damit das Dotationswasser aus der Neuen Donau ungehindert fließen kann.

Auch die alten Sperrbrunnen, die Altlasten des Tanklagers sichern sollten und schon seit 2009 durch leistungsfähigere ersetzt wurden, sind seit Mai 2021 endlich abgeschaltet. Sie haben etwa die Hälfte des zugeführten Wassers wieder in die Donau abgeleitet. Auch die seit 2002 (!) versprochene Zuleitung über die Panozzalacke soll im Winter 2021/22 endlich in Angriff genommen werden.

Warum hat das alles so lange gedauert? Sollte etwa der Nationalpark in der Priorität der Stadt Wien ganz unten stehen?

Keine Hilfe für die Untere Lobau

In der Unteren Lobau jedoch verlanden die Gewässer zunehmend und ohne Maßnahmen wird es in wenigen Jahrzehnten keine offenen Gewässerflächen mehr geben. Dies widerspricht Verpflichtungen, die im Nationalparkgesetz, der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU und der internationale Ramsar-Konvention zum Schutz der Feuchtgebiete eingegangen wurden.
Diese fordern:

  • den Wasserhaushalt des Auenökosystems zu schützen und zu verbessern
  • repräsentative Landschaftstypen sowie die Tier- und Pflanzenwelt einschließlich ihrer Lebensräume zu bewahren
  • die Verschlechterung der natürlichen Lebensräume und der Habitate der Arten zu verhindern.
Esslinger Furt vorher
Esslinger Furt vorher
Bild von Johann Wieland

Leider sind die Fronten festgefahren. Das Hindernis für alle Au-erhaltenden Maßnahmen sind die laut MA 31 unverzichtbaren Grundwasserbrunnen. Die Qualität des Grundwassers, das bei Spitzenbedarf oder bei Wartungsarbeiten der Hochquellenwasserleitungen eingesetzt wird, wäre durch Zuleitungen aus der Neuen bzw. Alten Donau gefährdet. Die Stadt Wien verfügt zwar noch über weitere Grundwasserquellen, die gemeinsam mehr Wasser liefern könnten als die Lobau. Hier wird aber mit der höheren Qualität des Lobau-Wassers argumentiert.

Esslinger Furt mit Brücke und fließendem Wasser darunter
Esslinger Furt nachher
Bild von Johann Wieland

Schon 2004 war man sich dieses Problems bewusst. Die Pläne für die Aufbereitungsanlage Kleehäufel verschwanden allerdings in einer Schublade. Heute wird das Projekt als viel zu teuer komplett abgelehnt. Auch andere Pläne und Detail-Untersuchungen scheiterten an den Kosten. Auch das Weiterfließen der Dotation der Oberen Lobau wird mit dem Argument der Gefahr für die Wasserqualität durch einen Dammbalken verhindert.

Sich die Kosten einer Aufbereitung der Grundwasserreserve in der Lobau zu sparen, ist der Stadt Wien offenbar wichtiger als die Erhaltung des Nationalparks!

RETTUNG FÜR DIE UNTERE LOBAU

​Die Stadt Wien ist in der privilegierten Lage einen Nationalpark auf ihrem Stadtgebiet zu besitzen. Seine Erhaltung sollte hohe Priorität haben.

WIR FORDERN, DASS UMGEHEND AUCH MAßNAHMEN ZUR RETTUNG DER UNTEREN LOBAU ERGRIFFEN WERDEN!