Wohnstraßen für Parkplätze?

Beispiel für Wohnstraßen in der Donaustadt

gefährlich für Fußgänger:innen

Seit geraumer Zeit sprießen neue Parkplätze in der Donaustadt wie Schwammerl aus dem Boden. Doch was hat es damit auf sich und wieso führt dieses Thema gerade jetzt auf Social Media für derartige Empörung? Ein Blick in die jüngste Vergangenheit zeigt, was es damit auf sich hat und warum die Art der Umsetzung für kritische Stimmen sorgt. Doch der Reihe nach …

Einführung des Parkpickerls

Im März 2022 wurde das Parkpickerl auf ganz Wien ausgeweitet und hat damit auch in der Donaustadt Gültigkeit erlangt. Daher kontrollierte auch die Parkraumüberwachung verstärkt und es wurde ein bisher ignoriertes Problem sichtbar. Auf vielen Straßen in der Donaustadt wird nämlich laut Straßenverkehrsordnung illegal geparkt. Die Bezirksvorstehung setzte sich daraufhin zum Ziel, überall wo es möglich ist, Parkplätze sukzessive zu legalisieren. Und das nach dem Motto „koste es, was es wolle“. Also wie das Problem lösen? Die Verwaltung hatte eine Idee: mit Wohnstraßen!

Was macht Wohnstraßen aus?

Die Stadt Wien beschreibt Wohnstraßen auf ihrer Website als eine Maßnahme zur Verkehrsberuhigung – hier einige Auszüge daraus:

  • In Wohnstraßen sind das Betreten der Fahrbahn und das Spielen gestattet.
  • In Wohnstraßen darf nur mit Schrittgeschwindigkeit gefahren werden. Zudem ist dort lediglich das Zu- und Abfahren gestattet, sowie die Durchfahrt für Radfahrende, auch gegen die Einbahn, sowie für Müllfahrzeuge.
  • Geparkt werden darf nur an dafür gekennzeichneten, markierten Stellen.
  • Baulich soll die Straße durch Bäume und Sträucher optisch gestaltet werden um sie für die Bewohner:innen aufzuwerten.

Wer jetzt dachte, dass die Wohnstraßen in der Donaustadt dazu dienen sollen, die Lebensqualität der Bewohner:innen zu verbessern oder die Aufenthaltsqualität  zu erhöhen, liegt eindeutig falsch. Eine Wohnstraße setzt die Errichtung einer angepassten Infrastruktur voraus. Geeignete Maßnahmen sind: Fahrbahn und Gehsteig auf gleichem Niveau, Parkbuchten abwechselnd rechts und links und zusätzliche Begrünung. Aber gerade bauliche Veränderungen sucht man in den neuen Wohnstraßen im 22. Bezirk vergebens. Stattdessen ist ein anderes spannendes Phänomen zu beobachten.

Wohnstraßen zweckentfremdet

Wie es aussieht, geht es nur darum Parkplätze zu legitimieren, die sonst aufgrund der verbleibenden Restfahrbahnbreite nicht legal wären. In der Larwingasse wurde sogar die Einbahn umgedreht, damit die Autofahrer:innen nicht in den Vorgärten der Anwohner:innen aussteigen müssen. So kann ohne Probleme der ganze Gehsteig zugeparkt werden. Aber die Anwohner:innen, die im Vorfeld über den Umbau nicht informiert wurden, fühlen sich auf der breiten entstandenen Fahrspur beim Gehen auf der Straße nicht sehr wohl.

Vergebene Chance

Hier wurde wieder einmal eine Chance vergeben zusammen mit der Bevölkerung eine für alle verträgliche und solidarische Lösung zu gestalten. Anstatt den Menschen einen klimafitten und aufgewerteten öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen, steht nach wie vor nur das Auto im Mittelpunkt.