Bitte umsteigen
Johanna fuhr als Kind oft mit ihrem Vater von Kaisermühlen mit den Öffis zur Oma in die Stadt zum Stubentor. Die beiden konnten direkt mit der Straßenbahn dorthin fahren. Mittlerweile arbeitet Johanna dort und muss für den täglichen Weg aber zwei Mal umsteigen. Mit dem Bus fährt sie zur U-Bahn und am Stephansplatz steigt sie nochmal um. Ist der öffentliche Verkehr unattraktiver geworden?
In Wien wurden viele Straßenbahnlinien entfernt und durch die U-Bahn mit nah beieinander liegenden Stationen ersetzt. Bedenkt man das Wachstum der Stadt, ist es sinnvoll U-Bahn-Stationen weiter voneinander entfernt zu bauen, dafür aber parallele Straßenbahnen und Busse bestehen zu lassen. So wie es aber aussieht, könnte man meinen, die U-Bahn wurde vor allem gebaut, damit der Autoverkehr noch mehr Platz bekommt.
Die Donaustadt hat eine Fläche von über 100 Quadratkilometern und mehr als 200.000 Einwohner:innen. Durch die Donaustadt führen die Schnellbahnlinien S1 und S80, die U-Bahn-Linien U1 und U2, die beiden Straßenbahnlinien 25 und 26 sowie 26 Buslinien, vier Nachtbuslinien und sieben Rufbusse. Das klingt nicht schlecht, leider ist das für die große Anzahl von Bewohner:innen und vor allem für die ausgedehnte und zersiedelte Fläche bei Weitem nicht genug. Eine Bestandsaufnahme:
Schnellbahn und U-Bahn
Vor 2010 gab es in der Donaustadt ein Schnellbahnnetz mit mehr Direktverbindungen in die Nachbarbezirke, in die Innenstadt, zum Flughafen und nach Wiener Neustadt. Seither wurde eine Linie eingestellt, Direktverbindungen sind weggefallen und die Stationen Lobau und Hausfeldstraße wurden aufgelassen. Auch Bürger:innenproteste haben diesen Verfall nicht aufgehalten. Die Station Aspern Nord ist dazugekommen, aber die Autobusse wurden schlecht und die Straßenbahnlinie 26 gar nicht angebunden. Anscheinend stimmen sich ÖBB und die Wiener Linien nicht miteinander ab.

Die U-Bahn-Linien U1 und U2 bilden das Rückgrat der Öffis in der Donaustadt. 1982 wurde die U1 bis zur Station Kagran geführt, 2006 bis zur heutigen Endstation Leopoldau verlängert. 2010 wurde die U2 bis zur Station Aspernstraße und 2013 bis zur heutigen Endstation Seestadt geführt. Bei jeder dieser Verlängerungen änderten sich Linienführungen der Straßenbahnen und Autobusse und wurden damit hauptsächlich zu U-Bahn-Zubringern. Auch für kurze Strecken muss man nun mit der U-Bahn fahren. Das verlängert Fahrzeiten und macht häufigeres Umsteigen notwendig.
Straßenbahn und Busse
Aktuell verkehren die Straßenbahnlinien 25 und 26 in der Donaustadt, Linie 27 soll in einigen Jahren dazukommen. Alle drei Linien verbinden die Donaustadt mit Floridsdorf, überqueren aber nicht die Donau. Vor 70 Jahren gab es mehr als doppelt so viele Straßenbahnlinien in der Donaustadt, einige fuhren über die Reichsbrücke in die Innenstadtbezirke. Nach dem Einsturz der Reichsbrücke 1976 hat die jetzt dort verkehrende U-Bahn-Linie U1 die Straßenbahn-Linien über die Donau ersetzt.

Es gab auch schon einmal eine Straßenbahnlinie, die über die Stadtgrenze hinaus nach Groß-Enzersdorf führte. Die Gleise wurden mittlerweile entfernt, die Diskussion über die Wiedererrichtung dieser effizienten Linie taucht aber immer wieder auf.
Momentan verkehren 26 Buslinien in der Donaustadt und durch den U-Bahn-Bau wurden viele neue Umsteigezwänge geschaffen. Bis 2010 konnte man noch mit dem 84A vom Siegespatz über die Donau bis zur Schlachthausgasse fahren. Heute überquert kein Bus mehr die Donau.

Bessere Öffis für die Donaustadt
In den letzten Jahrzehnten wurden zwei U-Bahn-Linien in die Donaustadt gebaut, mit denen man rasch in die Innenstadt kommt. Aber abseits davon hat sich das Gesamtnetz für Nutzer:innen der Öffis verschlechtert und zu umständlichen Wegen und langen Fahrzeiten innerhalb des Bezirks geführt. Wien braucht einen Paradigmenwechsel: Der öffentliche Verkehr muss bevorzugt und massiv ausgebaut werden. Dort, wo es Sinn macht, sollen Busse und Straßenbahnen auch abschnittsweise parallel zur U-Bahn verkehren.
Um das Thema „Öffis in der Donaustadt“ geht es auch in Episode 8 von unserem Podcast DoNowStadt.
Mehr Informationen zum Thema Mobilität in der Donaustadt findest du hier: