ROOMING INN Kulturinitiative
In Hirschstetten wird ein leerstehender Kindergarten aus den 50er Jahren unter Mitwirkung der Bevölkerung revitalisiert. Das Haus und der Garten werden für die Bewohner:innen der Donaustadt geöffnet. Bezirksrätin Andrea Pelzmann hat mit Verena Huber von der Kulturinitiative ROOMING INN über dieses spannende Projekt gesprochen.
Andrea: Was bedeutet „ROOMING INN“?
VERENA: ROOMING INN ist ein gemeinnütziger Kulturverein und setzt sich für solidarische Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums ein. Genauso wie beim pflegerischen Rooming‑in, wo Eltern und Neugeborene im Krankenhauszimmer gemeinsam untergebracht werden, um Nähe, Vertrauen und gegenseitige Fürsorge zu ermöglichen, verstehen wir unter ROOMING INN das bewusste „Einbeziehen“ von Stadtbewohner:innen in die Gestaltung und Nutzung von unmittelbaren Lebensräumen. Wir öffnen und bespielen leerstehende Räume – hier den Kindergarten und seinen Garten in Hirschstetten – und laden Anrainer:innen ein, diese Räume zu nutzen und zu gestalten. Dadurch entsteht nicht nur ein physischer Raum zum Verweilen, sondern ein schützender, solidarischer „Raum zum Sein und Mitmachen“, der Gemeinschaft schafft, Teilhabe fördert und die Schwelle zwischen Privat und öffentlichem Bereich durchlässig macht.

Andrea: Welcher Gedanke steht hinter dem Projekt Living Lab?
VERENA: Bei diesem Projekt handelt es sich um die Öffnung eines leerstehenden Kindergartens der Stadt Wien, der in den 50er Jahren gebaut wurde und seit mehreren Jahren nicht mehr zugänglich war. Wir revitalisieren den Bestand in partizipativen Prozessen und öffnen das Haus und den Garten für Bewohner:innen dieser Stadt. Wir wollen Innovation und Solidarität erlebbar machen und damit Stadt gestalten. Ein Labor zur gelungenen Teilhabe und Mitgestaltung soll entstehen.

Andrea: Welchen Zeitrahmen hat das Projekt?
VERENA: Die Projektdauer beträgt fünf Jahre, es geht also um eine Zwischennutzung. Es soll ein konsumfreier, dritter Ort entstehen, der zur gemeinschaftlichen Nutzung und als Ort der Begegnung zugänglich gemacht wird. Ein diverses, nachhaltiges und kostenloses Kunst-, Kultur- und Bildungsangebot soll Menschen unterschiedlicher Generationen einladen, diesen Ort zu besuchen und miteinander in Kontakt zu kommen.
Andrea: Wie kann man sich die partizipativen Prozesse vorstellen? Haben dazu schon Aktionen stattgefunden?
VERENA: Ja, die Beteiligung wird durch Mitmach-Aktionen, Workshops und gemeinschaftliche Events aktiviert:
- Im Sommer 24 fand ein Kennenlern-Nachbarschaftsfest statt, inklusive Teilnahme von Studierenden der BOKU am Regenwurmuntersuchungsprojekt „SoilRise“.
- Es gab einen Sensenmäh-Workshop, bei dem alte Techniken gemeinsam erlernt wurden.
- Architekturkollektive (wie das Team „Bankett“ der TU) bauten im Garten eine Tribüne aus Altmaterial.
- Das kommende Baucamp des Internationalen Bauordens wird zudem im Juli 2025 das Gebäude und den Garten gemeinsam weiterentwickeln.
- Zuletzt haben acht Schulklassen im Rahmen der Wiener Ehrenamtswochen die ersten Schritte in Richtung Natur Spielplatz im Garten gesetzt.
Andrea: Welches Konzept gibt es für das Bildungs- und Kulturangebot?
VERENA: Das Living Lab bietet außerschulische, kostenlose Bildungs- und Kunstformate, die sich an Kinder und Jugendliche richten. Kooperiert wird mit Künstler:innen und Initiativen. Das zentrale Objekt ist das THEKI – eine experimentelle Outdoor-Bibliothek mit modularem Design und innovativem Buchbestand. Mehr Informationen dazu findest du hier:
Andrea: Wie können Donaustädter:innen das Angebot nutzen und wie können sie sich einbringen?
VERENA: Infos & Veranstaltungen finden sich auf der Website, dem Newsletter und Instagram-Kanal von ROOMING INN.
- Mitmachen ist möglich durch Teilnahme, Mitarbeit, Einbringen von Expertise oder Initiativ-Kooperationen. Interessierte können sich – einfach über die Kontaktkanäle auf unserer Website melden.
- Unterstützen können uns die Menschen durch Besuch von Veranstaltungen, Teilen in sozialen Medien oder auch sehr wichtig: Spenden.
Andrea: Welche Veranstaltungen und Aktionen sind über den Sommer geplant?
VERENA: Das ist geplant:
- Internationaler Bauorden: Baucamp 2025 mit zwei Summer-Sessions: von 6. bis 19. Juli 2025 werden Garten und Gebäude mitgebaut, Naturmaterial-Arbeiten werden umgesetzt.
- Living Lab: Gemeinsam Zukunft gestalten – IBO Internationaler Bauorden Österreich
- Kostenloses Fahrradtraining für Frauen September 2025 – ein gratis Workshop im Living Lab.
- September 2025 Javaneh-Festival, das ist eine dreitägige, transdisziplinäre Veranstaltungsreihe, die Kunst, Diskurs und gemeinschaftliches Erleben vereint.
- THEKI Aufbau im Garten: Installation der experimentellen Bibliothek aus modularen, wetterfesten Möbeln
- Geplant wird außerdem an einem Aktivismus Camp für Kinder in den Sommermonaten oder in den Herbstferien. Dafür suchen wir noch Kooperationspartner*innen.
- Es lohnt sich, die Website oder Instagram im Sommer weiter im Auge zu behalten für weitere Events im Garten, Lesungen, Workshops und spontanen Teilnahme-Aktionen. Gerne können immer auch Ideen und Veranstaltungen eingebracht werden.
Mehr zum Thema Kultur findest du hier: